Sterben unerwünscht: Der verdrängte Tod

Julia Katharina Nordmann (Berlin)

Vortragsreihe About Monument Practices

12. Mai 2025, 18:30 Uhr s.t.

Sterben unerwünscht: Der verdrängte Tod

Der Soldatenberuf fordert Tote. Auch in Friedenszeiten. Bis Anfang der 2000er Jahre verloren über 3000 Bundeswehrsoldaten ihr Leben im Dienst. Bei Manövern zum Beispiel, bei Havarien oder ab den 1990er Jahren auch bei humanitären Missionen im Ausland. Die deutsche Armee aber ging seit ihrer Gründung im Jahr 1955 auf Abstand zu diesen Toten – ja, sie verdrängte sie. Und erst der verlustreiche Kampfeinsatz in Afghanistan zwang die Bundeswehr letztlich, sich ihren Toten zu stellen: Offiziell – und in gesellschaftlicher Sichtbarkeit. Mit würdigenden Gedenkfeiern. Und durch eindringliche Monumente. Doch warum unterlagen die toten Bundeswehrsoldaten einer geradezu „institutionellen Amnesie“? Und das ein halbes Jahrhundert lang? Aus dieser Frage rekonstruiert der Vortrag die Entstehungsgeschichte der noch jungen Gedenkkultur der Bundeswehr. Von den kameradschaftlichen Anfängen im Schatten von Wehrmacht und Kriegsniederlage bis hin zum „Ehrenmal der Bundeswehr“ in Berlin und dem „Wald der Erinnerung“ bei Potsdam.

 

12. Mai 2025, 18:30 Uhr s.t.

Universitätshauptgebäude, Hörsaal 41

 

Zur Person

Julia Katharina Nordmann, Dr. phil.; Promotion am Lehrstuhl für Militärgeschichte und Kulturgeschichte der Gewalt der Universität Potsdam. Mitarbeit beim Berliner Forschungsverbund SED-Staat. Öffentlichkeitsarbeit in der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Veröffentlichung von Beiträgen zur und Konzeption von Ausstellungen zur Trauer- und Gedenkkultur. Mitglied im Redaktionsausschuss der Verbandszeitschrift „Frieden“ des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.; Buch: Das vergessene Gedenken. Die Trauer- und Gedenkkultur der Bundeswehr (2022); aktuelles Projekt: Töten und Getötet werden. Soldaten und der Tod im Krieg.

Julia Nordmann